Vielerorts wächst in diesen Corona-Zeiten kulturelles Engagement auf erstaunlichen Wegen. Gleichzeitig sind viele Akteure von nackter Existenzangst gepackt. Erste Bestandsaufnahmen werden öffentlich: „All unser Aktionismus wird nicht ersetzen, was wir nach dieser tiefen Ruptur angehen müssen: Ein grundlegendes Update des bisherigen Systems“, ist Schriftstellerin Nina George überzeugt. Lesetipps.
Mit Denkanstößen über die Rolle der Kultur, speziell des Buches steht sie nicht allein. Doch George, Präsidentin des European Writers‘ Council, das 150.000 Autoren und Autorinnen aus 41 Organisationen Europas repräsentiert, sieht es für dieses „Danach“ als gemeinsame Aufgabe, „nun überdeutlich gewordenen Sollbruchstellen unserer Branche“ zu benennen und gründlich zu überarbeiten. „Was jetzt im Shutdown an Buchwerken ge- und verbraucht wird, zeigt doch den Wert dessen, was wir tun. Wir sind Systemrelevant. Wir sind Überlebensrelevant“, schreibt sie in einem Artikel über Wertschätzung und Wertschöpfung in der Buchbranche, der im Börsenblatt des Deutschen Buchhandels erschienen ist.
Über die aktuelle Situation von Autorinnen und Autoren während der Corona-Pandemie berichtet die Autorin überdies in einem Beitrag in Politik & Kultur (S. 34) „Von Wunden. Und Wundern“ am Beispiel von Kolleg*innen.
Im gleichen Heft 4/20 der Zeitung des Deutschen Kulturrates (S. 35) überblickt auch Lena Falkenhagen, die Bundesvorsitzende des Verbands deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller in ver.di, die Corona-Lage und ihre Folgen:
„Stand heute 25. März 2020 – hat sich die Situation weiter verschärft. Honorarverträge werden ausgesetzt, Großverlage drücken selbst etablierten Autorinnen und Autoren die Honorare für noch abzuschließende Werkverträge für 2021. Dies geschieht mit Hinweis auf die Unwägbarkeiten durch Corona. Ein solches Verhalten empfinde ich als empörend unsolidarisch. Hier nimmt der Abwärtstrend der Autorenhonorare, der sich in den letzten Jahren ausmachen lässt, eine Beschleunigung an, die in der Branche einen langfristigen Schaden hinterlassen wird.“
In einem jetzt veröffentlichten Interview mit der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ fordert Lena Falkenhagen schnelle und zugeschnittene Hilfen für Schriftsteller*innen und Kulturschaffende. Sie ist überzeugt, dass die Gesellschaft „diese Zäsur in der Kultur noch sehr lange spüren“ wird. Gleichzeitig hofft sie, dass „es eine Renaissance des Buches geben wird“. Allerdings müssten die Menschen – nachdem Buchländen in vielen Bundesländern geschlossen und Amazon die Buchbelieferung in der Priorität herabgestuft hat – momentan selbst verstärkt nach Wegen suchen, an Lesestoff heranzukommen. Kultur sei, so Falkenhagen, gerade jetzt “eine Konstante, ja ein Ruhepol der Gesellschaft“.