Ob es wirklich die bisher größte ver.di-Musikerdemo war oder nicht, steht dahin. Auf jeden Fall konnte sie sich sehen lassen: Mehr als hundert Kolleginnen und Kollegen setzen sich mit gehörigem Corona-Abstand, vielen Transparenten und unüberhörbaren musikalischen Einlagen am 3. Oktober in Koblenz für faire Beschäftigung an den öffentlichen Musikschulen ein. Organisiert hatten das die ver.di-Landesfachgruppen Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz/Saar.
„Wir haben uns viel Aufmerksamkeit verschafft, die Mühe hat sich wirklich gelohnt“, freut sich Martin Ehrhardt, der stellvertretende ver.di-Landesfachbereichsvorsitzende von NRW. Nicht nur die organisierenden Landesverbände seien bei der Aktion gut vertreten gewesen, auch Kolleg*innen aus Hessen und Baden-Württemberg nahmen teil und zeigten sich solidarisch.
Die Demonstration setzte sich für grundsätzliche Festanstellung von Musikschullehr*innen ein. Wenn überhaupt Honorarkräfte eingesetzt würden, dann müsse deren Bezahlung auf dem Niveau des TVÖD liegen, so die Forderung. Die Aktion fand vor der Rhein-Mosel-Halle in Koblenz statt, wo drinnen zeitgleich die Bundesversammlung des Verbandes deutscher Musikschulen tagte. Die Botschaft drang offensichtlich nach innen und wurde gehört.

Vertreter des VdM, unter anderem Bundesgeschäftsführer Matthias Pannes, kamen zu den Demonstrierenden, dankten für das Engagement und versicherten, dass sich der Verband ebenfalls für das Anliegen stark mache. „Das lässt hoffen, dass auch in Kommunikation und Kooperation zwischen ver.di und dem VdM wieder mehr in Bewegung kommt“, so Martin Ehrhardt, der auch dem ver.di-Bundesfachgruppenvorstand Musik angehört. Bedauerlich sei allerdings, dass der VdM die erneute Anfrage der Demo-Teilnehmer*innen, einen ver.di-Vertreter zur Podiumsdebatte in die Halle zuzulassen, nicht annahm. „Wir wären da genau richtig gewesen, schließlich sollte es gerade um die Beschäftigungsverhältnisse gehen“, bedauert Ehrhardt die vertane Chance.
Während der dreistündigen Demonstration im Freien wurde das Anliegen sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung und damit der Zukunftssicherung von öffentlichen Musikschulen in Ansprachen bekräftigt. Unterstützung kam auch in einer Erklärung vom Landesmusikrat Rheinland-Pfalz.

Einige Betroffene berichteten direkt aus ihrem Leben als Honorarkraft. Etliche haben schon seit 20 Jahren keinerlei Honoraranpassung mehr erfahren. Zur Sprache kam ebenfalls, dass nicht wenige Kolleg*innen den Beruf des Musikpädagogen aufgrund der anhaltenden Perspektivlosigkeit inzwischen an den Nagel gehängt haben. „Sie alle gaben den Musikerberuf, den sie über alles liebten auf, um der Armutsfalle zu entrinnen, sich und ihre Angehörigen ernähren zu können, so ist die Realität“, kritisiert Martin Ehrhardt. Mitorganisiert hatten die Demo Andreas Kubitzki und Elisabeth Müller, ver.di-Landesfachgruppenvorstände Musik in RLP und Saarland. Michael Holdinghausen, der zuständige ver.di-Gewerkschaftssekretär in Rheinland-Pfalz, wertete die nach seiner Einschätzung „bisher größte Musikerdemo“ als Erfolg .
Bereits im Vorfeld hatten die ver.di-Landesfachgruppen gute Argumente für die Festanstellung von Musikschullehrerinnen gesammelt und verbreitet. Auch der Landesmusikrat Nordrhein-Westfalen unterstützt das Anliegen in seinem aktuellen Positionspapier.