Hier stehen Beiträge von Writers for Future, neu ein Text von Kathleen Battke. Die Initiative setzt sich für mehr Klimaschutz in der Buchbranche ein. Sie wurde 2019 vom Verband deutscher Schriftstellerinnen und Schriftsteller (VS) in ver.di gegründet und ist für alle Menschen offen, die schreiben, redigieren, übersetzen, in Verlagen oder Buchhandel arbeiten. Aktive sprechen mit dem Börsenverein, sind an der Klimabuchmesse beteiligt und schreiben auch Texte zum Thema: Miniaturen zur Klimagerechtigkeit.
Writers for Future stellt sich hinter Fridays for Future und unterstützt ihre Anliegen und ihr Netzwerk. Zusammen mit Parents for Future und Leipzig fürs Klima organisierten die Writers for Future im Mai 2021 die erste deutsche Klimabuchmesse.
Die sozial-ökologische Transformation erfordert nicht nur neue Technologien, sondern auch ein anderes Bewusstsein und zwar eines, das auf Suffizienz und Gerechtigkeit ausgerichtet ist. Durch Publikationen sowie durch Presse- und Öffentlichkeitsarbeit wird außerdem das Bewusstsein für den Schutz der Ökosysteme und für Klimagerechtigkeit gefördert.
Und last but not least möchte Writers for Future auch in der eigenen Branche einen Wandel erreichen – hin zu einer umweltgerechten und zukunftsfähigen Buchwelt von der Idee bis zur Publikation.
Hier erscheint der zweite Beitrag in dieser Reihe:
Spaziergang-Gespräch mit einer Nachbarin
Von Kathleen Battke
Was bereitet dir Sorge oder Angst?
Wenn ich mich an meinem Wohnort umschaue, sehe ich schreckliche Einfamilienhäuser, ein seelenloses Quartier. Es zeigt mir, welche „Ästhetik“ entsteht, wenn wir den Kontakt zur Natur verlieren. Das tut den Augen nicht gut. Ist aber vielleicht eher ein Luxusproblem …
Richtig bedrohlich finde ich Menschen, die zu viel Geld haben und immer gieriger werden. Es gibt doch ein gesundes Maß, ein Genug, aber das scheint für manche nicht mehr zu gelten. Wer keine Grenzen kennt, bringt das Gleichgewicht zum Kippen. Das macht mir Sorge.
Und ich habe Angst vor Leuten, die Macht wollen. Macht macht gierig nach mehr. Der Versuch, das Leben unter Kontrolle zu bringen, macht den Griff hart und den Geist unnachgiebig. Ist das noch Machtstreben oder schon Verzweiflung? Selbst wenn es aus Angst passiert – es bleibt zerstörerisch.
Wie willst du leben?
Ich will gar nicht so viel anders leben, als ich jetzt lebe: in einem gemeinschaftlichen Wohnprojekt, mit reichlich Ressourcenteilen und Beziehungslernen (aber nicht zu viel, bitte!). Und ich habe spannende Arbeit zu tun. Viel mehr Geld, als ich habe, brauche ich nicht und würde gerne noch weniger brauchen.
Was schön wäre: Wenn ich mir hin und wieder eine Auszeit leisten könnte, zum Beispiel eine Ayurveda-Kur. Ist das Luxus?
Ich habe verstanden, dass ich mich nicht kasteien muss dafür, dass es anderen schlechter geht als mir. Das Leben braucht mich in Ordnung, ich habe mich zu pflegen und bei Kräften zu halten, damit ich durch diese Zeit komme und für andere da sein kann.
Wie hängt mein „kleines“ Wohlergehen mit dem Befinden im Großen, mit dem Zustand der Welt zusammen? Ich will nicht auf Kosten anderer leben, aber so, wie ich meine, dass wir alle das Recht haben zu leben: verbunden, sicher, mit genug von allem Nötigen – und ein klein bisschen mehr, was dann Raum schafft für unsere kreative Entfaltung.
Leben mit Genug
alles reicht für uns alle
das Mehr ist Freude