Es ist nicht nur wegen seiner rund zwölf Quadratmetern Größe ein imposantes Bild: „Wohin gehst Du, Global Warming?“ ist eines der zentralen Werke in der Sonderausstellung „Die vierte Kraft“ im Duisburger Museum Küppersmühle. Schwarz, wie verkohlt, erscheint der Mann, der sich durch einen glühenden Raum bewegt. Das Gemälde ist Teil eines Triptychons und stammt, ebenso wie über 300 weitere Exponate dort, von Klaus Rinke, dessen Schaffen der letzten Jahrzehnte mit dieser Werkschau gewürdigt wird.
Der gebürtige Wattenscheider, eine der zentralen Figuren um die Gruppe um Joseph Beuys und „Hero der Konzeptkunst“, lebt heute in Österreich und den USA. Aber nie hat er seine Wurzeln, die im Ruhrgebiet liegen, vergessen. „Die vierte Kraft“ ist für den 80jährigen Künstler eine übergeordnete kosmische Energie, der alles Leben entspringt.
„Wohin gehst Du, Global Warming?“ ist insofern nicht nur Warnung vor der Erderwärmung, sondern gleichermaßen Mahnung vor den Folgen, wenn der Zugang zu dieser universellen Dynamik verloren geht.
Schon immer hat Rinke mit wachem Geist und kritischem Verstand das Geschehen in der Welt verfolgt. Geprägt von seiner Kindheit in Kriegs- und Nachkriegszeit in bescheidenen Verhältnissen war für ihn klar, dass er „hinaus in die Welt“ musste. Während seiner Lehre als Plakatmaler fasste er schließlich den Entschluss, Künstler zu werden.
Anlässlich der Ausstellungseröffnung in der Küppersmühle führte Museumsdirektor Walter Smerling mit dem Künstler ein eindrucksvolles Gespräch. Dabei erinnerte der Kreative mit Blick auf den Frieden in der Welt an die Bedeutung von Projekten wie die europäische Verständigung: „In unserer heutigen Zeit ist Europa in Gefahr, kaputt zu gehen. Das kann mit einer unheimlichen Schnelligkeit geschehen.“ Damals, als er in Frankreich lebte, hatte er noch miterlebt, wie sich Konrad Adenauer und Charles de Gaulle in Reims trafen, um den Grundstein für eine grenzüberschreitende Verständigung zu legen.
Dem künstlerischen Nachwuchs rät Rinke, der selbst 30 Jahre als Professor an der Düsseldorfer Kunstakademie wirkte, innovative Wege zu gehen: „Er muss den Wunsch haben, etwas Neues zu wollen.“
Missbilligend sieht er die aktuelle Entwicklung an den Akademien, wo aus seiner Perspektive viele Absolventen „nur noch“ schnell berühmt werden und Geld verdienen möchten. Überhaupt verurteilt der Künstler das Streben nach materiellem Reichtum, der heute alle Bereiche beherrschen würde: „Da geht die Welt noch daran unter, wenn Geld mehr wert ist als die Gottesvision – die vierte Kraft, die übergeordnete Energie. Mit Denken und Handeln überleben wir.“

Für Smerling, Vorstandsvorsitzende der Stiftung für Kunst und Kultur e.V., jedenfalls war diese Ausstellung ein ganz besonderes Projekt: „Mit unserer Reihe ‚Akademos‘ beleuchten wir seit vielen Jahren das Werk der Professoren der Düsseldorfer Kunstakademie und präsentieren mit Klaus Rinke eine ihrer prägendsten Persönlichkeiten. Bewusst haben wir uns auf die Zeichnungen Rinkes konzentriert, die sein Gesamtwerk rahmen und ihm eine Konstante geben. Sie sind Choreografie und Diagramm seines künstlerischen Wegs. Zahlreiche Werke werden erstmals in Deutschland gezeigt, allen voran der monumentale Bilder-Zyklus, den Rinke 2006 für die Hagia Sophia in Istanbul geschaffen hat und der als Summe seines zeichnerischen Genies gelten kann.“
Die Sonderausstellung „Klaus Rinke. Die vierte Kraft“ kann noch bis zum 23. Juni 2019 im MKM Museum Küppersmühle für Moderne Kunst besucht werden. Duisburger/innen haben jeden Donnerstag freien Zutritt ins Museum.