Corona – lateinisch: die Krone, der Kranz. Erst seit einigen Wochen fällt zu dem klangvollen Wort allen zuerst das Virus ein. Dabei gibt es viel länger schon den Monte Corona, einen Vulkan auf Lanzarote. Corona Australis heißt ein Sternbild des Südhimmels. Korona nennt man die Atmosphäre der Sonne. Seit dem Mittelalter bezeichnete Corona Bohemiae die Länder des Königreiches Böhmen. Italien vergab einen Corona-Verdienstorden. Sechs Städte oder Stadtteile in den USA heißen so. Und ein Gedicht von Paul Celan.
Ingeborg Bachmann, der die Verse zugedacht waren, bezeichnete sie als Celans schönstes Gedicht. Krone der Schöpfung, sozusagen. Entstanden schon 1948 in Wien, wurde das Gedicht erst 1952 in dem Band „Mohn und Gedächtnis“ veröffentlicht. Seither mangelt es nicht an Interpretationsversuchen.
Stimmig scheint, was Peter Rychlo schreibt. Dass das Werk „offenbar eine Reflexion auf die erfüllte Liebe darstellt, wenngleich sein Inhalt viel reicher und tiefer ist: Hier werden die Liebe und das Totengedächtnis thematisiert, in einer vielschichtigen Verquickung. Obwohl in Corona ganz explizit erotische Elemente hervortreten, führt das Gedicht auch weiter, zu ethischer und zeitlicher Problematik hin – so ist hier Rilkes Herbsttag mit seinem Zeitmotiv unüberhörbar.“
Freilich, wir haben Vorfrühling. Und wir sind mehr als voneinander von einem Covid-19-Virus gefangen, das Corona genannt wird. Es entschleunigt uns zwangsweise. Verhindert es gar, „dass der Unrast ein Herz schlägt“? Es ist Zeit, dass es Zeit wird.
„Corona“, vom Dichter selbst gelesen, findet sich auf dieser Aufnahme.
Die Redaktion dankt Eva Weissweiler für die Textanregung.